Lobet den Herrn   (Psalm 150)

in seinem Heiligtum


25 Jahre

Kirche und Pfarrgemeinde

St. Rupert, Nürnberg

 

 

Im Namen der

Allerheiligsten Dreifaltigkeit


So beginnt die Weiheurkunde, die man am 23. August 1953 in den Grundstein für die neue Kirche St. Rupert, eine der ersten Kirchen nach dem Krieg im Süden Nürnbergs, eingemauert hat.

Am 22. August dieses Jahres waren es 25 Jahre, daß unsere Kirche durch Bischof Josef Schröffer von Eichstätt, dem heutigen Kurienkardinal, in feierlicher Konsekration ihrer Bestimmung übergeben wurde:
einer lebendigen Gemeinde als besondere Stätte der Begegnung mit Gott, als Ort der Feier der Geheimnisse unseres Glaubens.

Aufrichtige Freude und dankbare Gesinnung erfüllt uns heute, den Seelsorger dieser Gemeinde und die ca. 2900 katholischen Gemeindemitglieder, die mit etwa ebensovielen evangelischen Christen im gleichen Siedlungsraum, der Kettelersiedlung zusammenleben. Mit ihnen wissen wir uns im Glauben an den gleichen Gott und Vater durch Jesus verbunden, in dessen Auftrag wir uns am gleichen Altar unserer Kirche jeweils zum Sonntagsgottesdienst versammeln.

25 jähriges Bestehen einer Kirche, einer Gemeinde ist eigentlich nichts Außergewöhnliches. Aber für alle, die von Anfang an das Entstehen unserer Kirche und der Pfarrei miterlebt und mitgetragen haben, ist das Grund genug, dieses Jubiläum zu feiern. Und wir alle, die sich erst im Laufe der Jahre als lebendige Bausteine in das Gefüge dieser lebenden Kirche von St. Rupert einfügen durften, wollen gerne, ohne Stolz, bei den Mitfeiernden und Gratulanten sein.

Rühmen wollen wir uns nach einem Wort des hl. Paulus nur im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, in dem allein Heil und ewiges Erbarmen ist. Sein Kreuz ist uns Unterpfand und Zeichen des ewigen Heiles. Sein Kreuz soll unser Leben bewußt prägen, wie wir auch all die vielen Kreuze bereitwillig annehmen wollen, die Gott uns ungewollt auferlegt.

 

 

Dieses Zeichen des Kreuzes steht weithin sichtbar und schützend über unserer Gemeinde hoch oben auf unserem Kirchturm. Die Kirche selbst ist im Grundriß angelegt in einem weit ausladenden Kreuz, das alle bergend aufnimmt und trägt. In der gleichen Kreuzesform begegnet uns das neue Marienbild. Und auf unser ewiges Ziel und die Vollendung weist uns das große Altarbild hin mit dem auferstandenen Christus, der triumphierend am Kreuze schwebt, das auf dem Kopf steht; es ist durch ihn besiegt. Und dieses Kreuz stellt uns dar: In der Horizontalen die Welt, dargestellt durch die Apostel; in der Vertikalen die Heimholung der Welt durch Christus nach oben zum Vater.

Der letzte Absatz der Weiheurkunde zu unserer Kirche drückt diese Tatsache aus mit den Worten: „Wir bitten den göttlichen Baumeister, daß er dieses Werk, das zu seiner Ehre begonnen wurde, segnen und zur guten Vollendung führen möge." Gott tut das nicht allein. Er tut es nur durch uns! Und deshalb nun an alle ein Wort des aufrichtigen Dankes, die in irgendeiner Weise mitgeholfen haben an der Vollendung unserer Kirche, die ständig mithelfen an der inneren Vollendung unserer Gemeinde. Ich darf dazu den letzten Satz der Urkunde zitieren:

„Allen unseren Wohltätern vergelte ihre Guttat der allmächtige Gott mit ewigem Leben."

Nürnberg, im September 1979

Karl Fischer, Pfarrer

 

 

Unsere Liebe Frau von St. Rupert



Marienbild: Anton Stadtelmayer München 1763
Broncerahmen und Emailbilder: Egino Weinert Köln 1979

 

 

Die sieben Freuden Mariens


1. Den du, o Jungfrau, mit Freuden vom Hl. Geist empfangen hast.

2. Den du, o Jungfrau, mit Freuden zu Elisabeth getragen hast.

3. Den du, o Jungfrau, mit Freuden im Stall zu Bethlehem geboren hast.

4. Den du, o Jungfrau, mit Freuden den drei Königen zur Anbetung dargereicht hast.

5. Den du, o Jungfrau, mit Freuden im Tempel wiedergefunden hast.

6. Dem du, o Jungfrau, mit Freuden nach seiner Auferstehung begegnet bist.

7. Der dich, o Jungfrau, mit Freuden im Himmel gekrönet hat.

Diese sieben Freuden Mariens sind im Bronzerahmen unseres neuen Marienbildes dargestellt.


St. Rupert —

liebenswerte Pfarrgemeinde

mit eigenem Profil


Als vor 25 Jahren die St. Rupert-Kirche vom damaligen Bischof Dr. Joseph Schröffer eingeweiht wurde, bestand die gemeindetragende Schicht aus meist jungen Familien der gerade entstandenen Kettelersiedlung. Flüchtlinge und Heimatvertriebene hatten hier am Stadtrand Nürnbergs eine zweite Heimat gefunden. Nach einem Vierteljahrhundert hat diese Gemeinde ihr Gesicht verändert. Längst übersteigt die Anzahl der Beerdigungen die Zahl der Taufen. In jüngster Zeit nimmt aber der Anteil der Gemeindemitglieder rund um die Pfarrkirche, für die St. Rupert die erste Heimat ist, wieder zu.

Im Juli 1951 entstand St. Rupert als Kuratie-Gemeinde der Diözese Eichstätt, betreut vom damaligen Kuratus Hubert Perlitius. Die Sandflächen, die durch Rodungen für den Bau der Siedlung freigelegt wurden, inspirierten den Seelsorger damals angesichts des Mangels der Nachkriegsjahre und nach dem Verlust der Heimat dazu, vom Leben des Volkes Israel in der Wüste und seiner Hoffnung auf das ,,gelobte Land" zu predigen. Die Gemeinde von St. Rupert begann in der „Wüste" Fuß zu fassen. Eine Baubaracke diente in der allerersten Zeit als kirchlicher Versammlungsort: die sogenannte Notkirche.

 

 

KURATIEKIRCHE „ST. RUPERT" NÜRNBERG 1953

In dieser Not der ersten Stunde bestand eine enge Verbindung mit der Erzdiözese Bamberg. Die Pfarreien St. Franziskus (Pater Parthenius Forschner OFM) und St. Willibald (Pfarrer Dr. Ulrich) betreuten vor dem Eintreffen des eigenen Seelsorgers die Katholiken der Kettelersiedlung. Erzbischof Kolb von Bamberg weihte die Notkirche St. Rupert am 4. 3. 1951 ein. Das Gesangbuch der Erzdiözese Bamberg wurde noch bis zum Jahr 1956 benützt.

Die 1951 zu erwartende Bautätigkeit entlang der Germersheimer Straße legte die Planung einer großen Kirche aus Stein nahe. Bereits 1953 wurde mit dem Bau begonnen. Die Grundsteinlegung geschah durch Domkapitular Mader aus Eichstätt. Bei der Errichtung des Rohbaues wirkten belgische Studenten aus dem „Bauorden" mit, die noch heute in der Pfarrei unvergessen sind. Die Beziehungen nach Belgien knüpfte der damalige Kuratus Perlitius.

Angesichts der stürmischen Aufwärtsentwicklung der Seelenzahl innerhalb der Pfarrei St. Rupert erwarb die Kirchenverwaltung 1954 vorsorglich ein Grundstück für die Errichtung einer zweiten Kirche an der Saarbrückener Straße. 1955 löste das Bischöfliche Ordinariat die Kuratie St. Rupert aus der Pfarrei Nürnberg-Eibach endgültig heraus und erhob St. Rupert zu einer selbständigen Pfarrei. Das rege Gemeindeleben forderte weitere Bauten: das Pfarrhaus (1957), den Kindergarten und den Pfarrsaal (1963), das DJK-Sportheim (1967/68).

Als maßgebender Initiator verdient hier besonders Kirchenvorstand J. Tempel genannt zu werden.

 

 

Seit 1959 kann sich Pfarrer Perlitius die Arbeit mit einem Kaplan teilen, zunächst mit Herrn Dr. Rug, später mit dem heutigen Pfarrer von St. Wunibald, Herrn Pfarrer Schweiger. Seit 1.11. 1968 besteht St. Wunibald an der Saarbrückener Straße als selbständige Tochtergemeinde der Pfarrei St. Rupert. 1972 wird St. Wunibald von der Kuratie zur Pfarrei erhoben.

1974 muß Pfarrer Perlitius aus gesundheitlichen Gründen den Ruhestand antreten. Dem Priester, der den größten Teil seiner Arbeitskraft in St. Rupert eingesetzt hat, begegnen heute überall in der Pfarrei dankbare Menschen. Der dynamische Nachfolger von Pfarrer Perlitius im Amt, Pfarrer Karl Fischer, hat seine gegenwärtige Hauptaufgabe in dieser Pfarrei rasch erkannt: die seelsorgliche Betreuung der um 25 Jahre älter gewordenen Generation des Anfangs dieser Pfarrei. Die Wohnmobilität dieser Menschen liegt, verglichen mit der Nachbarschaft in Nürnberg-Langwasser, weit unter dem Durchschnitt. Wer im Gebiet der Pfarrei St. Rupert zuzieht, erhält als Katholik mit Sicherheit den Besuch seines Pfarrers. Viele aus dem Kreis der Pfarrangehörigen haben in den ersten Jahren der Pfarrei zum Aufbau beigetragen und sorgen jetzt für den Erhalt und die weitere Ausstattung des Bestehenden.

Die Spenden, die in den letzten Jahren für Renovierungsarbeiten zur Verfügung standen, lassen sich als großherzig bezeichnen. So kann die Pfarrkirche St. Rupert heute dank einer Neuinvestition energieschonend beheizt werden, besitzt seit diesem Jahr ein neues Dach, leuchtet weithin sichtbar in den vor wenigen Monaten frisch aufgetragenen Kirchenfarben gelb und weiß, und zeigt sich auch innen sauber renoviert.

Drei Geschenke aus jüngster Zeit laden die Gläubigen in besonderer Weise zu Gottesdienst und Gebet in ihre Pfarrkirche: Professor Peter Recker aus Eichstätt gestaltete für St. Rupert ein etwa vier Meter hohes Sakramentshaus als brennenden Dornbusch. Gott offenbarte sich Moses im wüstenhaften Gebiet des Berges Horeb in einem brennenden Dornbusch, der seltsamerweise nicht verbrannte. Aus dem Feuer heraus hörte er den Gottesnamen „Ich bin da". Wer den Tabernakel in St. Rupert anschaut, erfährt die Zusage Gottes neu: „Ich bin da". Viele Gemeindemitglieder der älteren Generation haben diesen Trost in der Pfarrei St. Rupert nach der Not des Flüchtlingselends fühlbar erlebt und nicht vergessen.

Das teuerste Geschenk im Wert von etwa 300000.— DM wird der Gemeinde im Rahmen der Festwochen des Pfarrjubiläums am Sonntag, dem 23. September 1979, übergeben: die neue Orgel mit 29 Registern. Die Spendefreudigkeit von so vielen Gläubigen kann als Ausdruck der Freude über die Zugehörigkeit zu dieser Pfarrei gedeutet werden. Wie könnte aber eine Anhänglichkeit an eine Pfarrei ohne den entsprechenden Seelsorger entstehen? Die Pfarrei St. Rupert war von Anfang an stets von einem Pfarrer betreut, der sich liebevoll und mit ganzer Hingabe an den seelsorglichen Bedürfnissen der Gläubigen orientierte.

 

 

Noch ein Geschenk wird den Gläubigen zum Pfarrjubiläum überreicht. Der Pfarrei wurde ein wertvolles Marienbild gestiftet. Das bayerische Maria-Hilf-Bild, dem Aussehen nach eine Variation des Amberger Bildes, ist signiert mit „Anton Stadtelmayer, München pinxit 1763". In einem reizvollen Kontrast zu dem altehrwürdigen Marienbild steht der ebenfalls gestiftete massive Bronzerahmen, den der Kölner Egino Weinert 1979 schuf. In neun rings um das Marienbild kranzartig angeordneten Stegemail-Darstellungen innerhalb des Rahmens werden die sieben großen Freuden aus dem Leben der Gottesmutter vor den Augen des Betrachters lebendig. Im achten und neunten Rahmenfeld wird die Beziehung des Bildes zur Pfarrgemeinde St. Rupert sichtbar: die Gläubigen wenden sich in einem langen Zug der Gottesmutter zu. Die beiden Stifter mit ihren Namenspatronen sind zusammen mit dem Kirchenpatron, dem Bischof Rupert von Salzburg, und dem in der Gemeinde besonders verehrten Pater Rupert Mayer abgebildet. Am Fest der sieben Schmerzen Mariens, dem 15. September, wurde das meditative Marienbild der Pfarrgemeinde übergeben. Der täglich in der Kirche gebetete Rosenkranz, die gut besuchten Rorate-Ämter in der Adventzeit und die 31 Maiandachten erhalten damit im Kirchenraum einen wichtigen Bezugspunkt.

Die Lage der Pfarrei dicht am Naherholungsgebiet beim Steinbrüchlein im Süden der Stadt Nürnberg bringt es mit sich, daß an sonnigen Wochenenden Hunderte von Ausflüglern ihre Wanderung vom Terrain der Pfarrei St. Rupert aus beginnen oder innerhalb der Pfarrei beenden. Die Pfarrkirche St. Rupert lädt erholungsuchende Gäste aus den dicht besiedelten Zentren der Stadt zum beschaulichen Verweilen ein.

Die Ablösung der Generation des Aufbaus der Pfarrei ist im Gange. Zunehmend rücken junge Familien in die von alten Menschen aufgegebenen Wohnungen nach, renovieren die Häuser oder bauen ganz neu in die recht großen Gärten der Kettelersiedlung. Der Schwerpunkt der Seelsorge könnte sich in St. Rupert allmählich zugunsten der nachrückenden Generation verlagern. Seelsorger und Pfarrgemeinderat wollen die Entwicklung sorgfältig beobachten und rechtzeitig mit verstärkter Zielgruppenarbeit (z. B. Familie) zur Stelle sein.

Michael Richwien
Vors. des Pfarrgemeinderates

 

 

Die neue Oberlinger-Orgel


Bei der Wahl des Standortes für die neue Orgel erwies sich eine zentrale Aufstellung auf der Empore als der günstigste Platz. Akustisch wie auch architektonisch ergibt sich eine harmonische Integrierung dieses prachtvollen Instrumentes in den Kirchenraum.

Das handwerklich hervorragend gearbeitete Gehäuse in massivem Eichenholz umschließt das Innere der Orgel. Als wichtiger Resonanzkörper ist das Gehäuse in seiner Gesamtheit so konstruiert, daß eine optimale Resonanz-Wirkung gegeben ist, welche den Klang veredelt, gleichzeitig zusammenhält und verschmilzt.

Die Prospektgestaltung ist künstlerisch gegliedert und trägt durch ihre besondere Ausstrahlung wesentlich zur Verschönerung des Kirchenraumes bei. Die in harmonischen Proportionen sich wechselnden Pfeifentürme und Flachfelder ergeben eine aufgelockerte Spannung des Prospektes. Durch den nach technischem Größenverhältnis logisch gestalteten Prospekt kann man den Aufbau der einzelnen Werke klar erkennen. Im Hauptorgelteil unterscheiden wir das Brustwerk mit dem darüberliegenden Hauptwerk, welches an beiden Seiten von Pedalfeldern flankiert wird. Das geräucherte und leicht gekalkte Eichenholz ist besonders gut auf die polierten Zinnpfeifen abgestimmt. Der sich über den Pfeifenenden befindliche leere Raum wurde mit geschnitzten Holzornamenten ausgefüllt; diese bilden zueinander einen vorzüglichen Kontrast.

In dem eingezogenen Unterbau ist die Windversorgung sowie die Spieltischanlage untergebracht. Die herauskragenden Klaviaturen haben Untertasten aus dunklem Grenadillholz, die Halbtöne sind aus Palisanderholz, belegt mit echtem Elfenbein. Die seitlich nach den Fußtonzahlen angeordneten Registerzüge sind gedrechselte Knöpfe aus Birnbaumholz. Die Schalttasten der Speicherungsanlage sind aus Palisanderholz. Als Zentralorgan dieser Orgel wurde die seit Jahrhunderten bewährte Schleiflade erbaut. Sie ist bis in das kleinste Detail wohl durchdacht und aufs gewissenhafteste verarbeitet. Der Windladenrahmen ist aus besonders hierfür hergestelltem

 

 

Vielschichtholz und zusätzlich mit langjährig gelagertem Eichenholz umleimt. Die Kanzellen sind beidseitig mit besonderem Resonanzholz gespundet.

Die federnd gelagerten Schleifen lassen sich leicht mit den im Spieltisch angeordneten Manubrien ziehen, ohne daß Windverluste an den Dichtungseinsätzen eintreten. Die mit Lammlederpulpeten versehenen Abzugruten verbinden die einseitig aufgezogenen Spielventile mit der mechanischen Spieltraktur. Für die Mechanik wurden ausgetuchte Winkel in Messing verwendet. Die besonders schmalen Abstrakten sind aus dünnem, leichtem Nadelholz. Sämtliche Wellen und Wellenbretter sind aus Gründen der Schwingungsübertragung aus Holz hergestellt.

Zur vollmechanischen Orgel gehört selbstverständlich auch eine mechanische Registertraktur. Mit Hilfe einer Register-Doppeltraktur wurde hier der Einbau einer zehnfachen Setzerkombination ermöglicht, ohne irgendwelche Eingriffe in die mechanische Registertraktur. Die gespeicherten Registrierungen können mittels Handdruckknöpfen jederzeit abberufen werden.

Eine Besonderheit ist das Glockenspiel, das von der Klaviatur des Brustwerkes aus ebenfalls mechanisch gespielt werden kann. Sein Tonumfang reicht von c' - c'". Die Mechanik ist sehr leichtgängig und ermöglicht ein dynamisches Spiel durch differenzierten Tastenschlag. Das Glockenspiel ist zweifellos eine wesentliche Bereicherung für Improvisationen.

Trotz kompakter Bauweise der Gesamtanlage besteht ausreichende Zugänglichkeit zur Pflege.

Eine wesentliche Voraussetzung für qualitativen Klang sind Bauweise, Mensur, Verwendung bester Materialien und handwerkliche Herstellung der Pfeifen. Die Zungenregister sind nach französischer Bauweise hergestellt. In den drei Werken bilden die sechs Prinzipalregister das Rückgrat dieser Orgel. Ein wesentlicher Faktor für den Klangaufbau sind die neun Flötenstimmen. Die acht Aliquotenstimmen und Mixturen geben der Orgel die notwendige Klangkrone. Die romantischen Klangeigenschaften des Streicherregisters sind reizvoll. Eine bemerkenswerte Bereicherung sind die vier vielseitig disponierten Zungenstimmen.

Die einzelnen Stimmen der verschiedenen Registerfamilien sind derart mensuriert und charaktervoll intoniert, daß sie sich glänzend zu einem magistralen Gesamtklang einfügen. Sie verbinden sich aber auch zu sanften Mischungen von höchster Klarheit und Eindringlichkeit.

An der neuen Oberlinger-Orgel erkennt man, daß von der Planung ausgehend, Gehäuse, Pfeifen, Windladen, Schnitzwerk, Glockenspiel und Spieltisch mit Traktur- und Setzeranlage bis zur Intonation alles aus einer Werkstatt stammt und damit ein einheitliches, künstlerisch faszinierendes Gesamtwerk entstand. Dieses ist das Ergebnis eines konsequent weitergeführten Orgelbaues, der sich harmonisch in die große, verpflichtende Tradition einfügt.

 

 

Daß die Gemeinde St. Rupert in Nürnberg mit der Oberlinger-Orgel nun ein außerordentlich wertvolles Instrument besitzt, zeugt von großem Interesse an der musica sacra, sowie künstlerischem Verständnis des Pfarrers und der für die Auftragsvergabe Verantwortlichen.

Die große Opferbereitschaft der für die schönen Künste aufgeschlossenen lebendigen Gemeinde, die weit über die Grenzen hinaus vorbildlich ist, ermöglichte dieses reich disponierte Werk, das nun zur Ehre Gottes und zur Freude der Gläubigen erklingt.

O. Csepinszky
(Chormitglied)

Der Orgelbau       


Der Beruf des Orgelbauers sollte verbunden sein mit einem künstlerischen Einfühlungsvermögen, sowohl in die Architektur als auch in die Akustik des jeweiligen Raumes. Eine jede Orgel ist eine neue Schöpfung, sowohl in architektonischer als auch musikalischer Hinsicht.

Aus stummem Material, wie Holz und Zinn, werden Pfeifen geformt, die klingen und jubilieren und in den Lobpreis unseres Schöpfers miteinstimmen. Die Ausdrucksmöglichkeiten der verschiedenen Materialien und die unterschiedliche Bauweise des Pfeifenwerkes sind so groß, daß die ganze Tonskala des menschlichen Ohres erfaßt werden kann. Die farbliche Wiedergabe der Töne ist so bunt, daß sie von der Nachahmung der menschlichen Stimme bis zur Versinnbildlichung aller Musikinstrumente reicht. Von entscheidender Bedeutung ist die sorgfältige Intonation jeder einzelnen Pfeife und die genaue Stimmung des Instrumentes im Kirchenraum.

Die vielfältigen musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten der Orgelkunst des Barock sind heute noch unübertroffen. Wir Menschen des technischen Zeitalters stehen bewundernd vor der letzten Feinheit ausgewogener technischer Anlagen der gewaltigen Orgelwerke jener Zeit. Für den Orgelbauer ist es ein Gebot, durch das eingehende Studium alter Meisterinstrumente unter Erlernung der handwerklichen Fähigkeiten sich zu vervollkommnen. Wenn sich der Geist unserer heutigen Zeit mit jener Hochblüte barocker Orgelbaukunst verbindet, so hoffen wir, daß auch die Orgel unserer Gegenwart unter kritischen Betrachtern späterer Jahrzehnte und Jahrhunderte bestehen können und jetzt und noch lange Zeit die Herzen gläubiger Menschen erfüllen. Mit diesem Wunsch übergeben wir nach Vollendung der Orgel das Werk am Tag der Einweihung der Gemeinde.

Möge das Werk zur Ehre Gottes und zur Vermehrung seines Lobpreises fortan erklingen.

E. Oberlinger

 

 

 

 

Sakramentshäuschen in St. Rupert:
Bronce-Hohlguß von Prof. Peter Recker, Eichstätt 1977
Dargestellt ist der „brennende Dornbusch", aus dem heraus Gott den Moses / den Menschen anspricht. Entsprechend die lat. Weiheinschrift:
„Für das Sakrament des Leibes Christi, in dem auf geheimnisvolle Weise die Flamme der göttlichen Liebe brennt, damit sie unsere Herzen entzünde, haben Georg und Barbara Hofmann in den Jahren 1975 bis 1977 diesen Tabernakel gestiftet."

Die Pfarrei St. Rupert
und ihre Aktionsgruppen

 

 

 

Die neue Oberlinger-Orgel
Disposition:    Johann Rackl, Orgelsachverständiger, Eichstätt
Orgelbauer:   Gebrüder Oberlinger, 6531 Windesheim
Baujahr:        1979


Herausgeber: Pfarrei St. Rupert, Leerstetter Straße 4, Nürnberg, Tel. 482013